Die korrekte Rezitation des Korans, bekannt als Tajweed, folgt präzisen Regeln für die Aussprache jedes Buchstabens. Besonders interessant sind dabei jene Buchstaben, die je nach Kontext unterschiedlich ausgesprochen werden.
Wir behandeln die drei arabischen Buchstaben ر (Ra), ل (Lam) und ا (Alif), die manchmal dunkel und manchmal hell klingen können.
Die folgenden Erklärungen basieren auf den Lehren des Buches "At-Tajweed al-Muṣawwar" von Dr. Ayman Rušdī Suwaid und bieten einen tiefen Einblick in diese faszinierende Wissenschaft.
Im Tajweed werden die arabischen Buchstaben hinsichtlich ihrer Aussprache in drei Hauptkategorien eingeteilt:
1. Buchstaben, die immer dunkel (emphatisch) ausgesprochen werden.
2. Buchstaben, die manchmal dunkel und manchmal hell ausgesprochen werden: Hierzu gehören ر (Ra), ل (Lam) und ا (Alif), die je nach spezifischen Regeln ihre Aussprache ändern.
3. Buchstaben, die immer hell ausgesprochen werden: Diese bilden die Mehrheit des arabischen Alphabets und werden stets mit einer hellen, nicht-emphatischen Artikulation gesprochen
Die Regel ist einfach: Das Alif folgt immer dem vorherigen Buchstaben in Bezug auf seine Aussprache.
Bei der dunklen Aussprache des Alif kann man physiologisch zwei Hauptmerkmale beobachten: eine Erhebung des hinteren Teils der Zunge und eine Verengung des Rachens bzw. der Kehle.
Diese subtile Veränderung in der Artikulation erzeugt den charakteristischen dunklen Klang, der für die emphatische Aussprache typisch ist.
Das Lam folgt einer besonderen Regel im Tajweed: Es ist grundsätzlich hell, wird jedoch unter bestimmten Bedingungen dunkel ausgesprochen, insbesondere im Namen Allahs.
Die Regel für das Lam lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Auch hier ist der Unterschied zwischen hellem und dunklem Lam durch die Position der Zunge und die Verengung der Kehle gekennzeichnet, ähnlich wie beim Alif.
Der Buchstabe Ra hat die umfangreichsten Regeln unter den drei Buchstaben, die ihre Aussprache ändern können. Es gibt acht Fälle, in denen Ra dunkel ausgesprochen wird, vier Fälle, in denen es hell sein muss, und zwei Fälle, in denen beide Aussprachen zulässig sind.
1. Wenn Ra eine Fatha trägt.
2. Wenn Ra ein Sukūn hat und der Buchstabe davor eine Fatha trägt.
3. Wenn Ra ein Sukūn hat, der Buchstabe davor ein Sukūn hat und der Buchstabe davor eine Fatha trägt.
4. Wenn Ra eine Damma trägt.
5. Wenn Ra ein Sukūn hat und der Buchstabe davor eine Damma trägt.
6. Wenn Ra ein Sukūn hat, der Buchstabe davor ein Sukūn hat und der Buchstabe davor eine Damma trägt.
7. Wenn Ra ein Sukūn hat und ihm eine nicht ursprüngliche Kasra vorausgeht: Dies tritt bei Wörtern mit Verbindungs-Hamza auf, wie bei bestimmten Koranrezitationen.
8. Wenn Ra ein Sukūn hat, ihm eine Kasra vorausgeht und danach ein dunkle Buchstabe folgt, der keine Kasra hat.
Wenn Ra eine Kasra (i-Laut) trägt: Zum Beispiel in "rizq" (Versorgung).
1. Wenn Ra eine Kasra hat.
2. Wenn Ra ein Sukūn hat, ihm eine ursprüngliche Kasra vorausgeht und der Buchstabe danach kein dunkler Buchstabe ist.
3. Wenn Ra ein Sukūn hat, davor ein Buchstabe mit Sukūn kommt, der kein dunkler Buchstabe ist, und davor ein Buchstabe mit Kasra steht.
4. Wenn Ra ein Sukūn hat und ihm ein Leyn-Ya (ein sich ziehender Ya) -Beim Stoppen- vorausgeht.
Diese Kenntnis ermöglicht es dem Rezitierenden, den Koran mit der gebührenden Präzision und Schönheit vorzutragen, wie es vom Propheten Mohammad (ṣallā ʾllāhu ʿalayhi wa-sallam) überliefert ist. Die korrekte Anwendung dieser Regeln erfordert regelmäßiges Üben und idealerweise die Anleitung eines qualifizierten Lehrers.